So manche Corona-Diskussion wird in Sprache und Schrift zunehmend radikaler. Das ist kontraproduktiv und schadet uns allen.
Das Virus kann somit noch mehr anrichten, als er es ohnehin schon tut – auch seelisch meine ich damit. Ich lebe selbst mit meiner Partnerin zusammen, die komplett anderer Ansicht ist, was das Thema Impfung angeht, zum Glück ohne wilden Verschwörungshintergrund. Wir diskutieren manchmal hart, aber stoppen meist rechtzeitig bevor es wehtut. Und das funktioniert, auch wenn ich ihren Standpunkt nicht verstehe – wir leben dennoch gut zusammen und haben ja sehr viele Gemeinsamkeiten.
Unverständnis ist mAn zulässig, aber es ist nicht ok die andere Seite samt und sonders, egal welche Seite jetzt, als Fundamentalist*innen und Verschwörungserzähler*innen zu bezeichnen und alle in einen Topf zu werfen. Das ist einfach grundsätzlich falsch – die andere Seite ist genauso vielfältig und unterschiedlich wie die eigene Seite.
Ich sehe keine grundsätzliche Spaltung der Gesellschaft, es gibt harte Diskussionen und manchmal zu viel des Guten. Aber wir haben schon Zwentendorf, Hainburg und die EU-Abstimmung ganz gut hingekriegt – Diskussionen sind einfach gut und wichtig, aber eben respektvoll.
Ich hatte in letzter Zeit viele gute und wertschätzende Gespräche mit Menschen die hier anders denken und nicht verstehen was hier passiert und sich sorgen. Es ist möglich anderer Meinung zu sein und dennoch einen guten Draht zueinander zu haben und sich wertzuschätzen. In meinem Umfeld sind ein paar Menschen, die anders denken als ich. Und das nicht alles so läuft wie es ideal wäre ist ja kein Geheimnis. Die Entwicklung der Pandemie macht es unmöglich immer richtig zu handeln, es ist immer eine Gratwanderung zwischen den vielen Interessen.
Ich bin selbst kein Fan der Impfpflicht, zu diesem Zeitpunkt. Die Briefe mit einem fixen Impftermin kommen erst jetzt, viel zu spät und v.a. nach der Entscheidung zur Impfpflicht. Es ist ja kein Geheimnis, dass den GRÜNEN als Partei die Entscheidung zur Impfpflicht schwer gefallen ist.
Zu wenig wurde bisher Nudging, also das positive Anregen in Richtung impfen genutzt. Ich bin sicher, wir wären wesentlich weiter bei der Impfquote. Aktuell ist der Trend zur Impfung ja wieder stärker. Einen Teil der Menschen erreicht man so oder so nicht, das muss uns klar und bewusst sein.
Also lassen wir uns durch das deppert Virus nicht auseinander treiben und bleiben wir vorsichtig im Umgang mit der Sprache. Die wenigen extremen Anheizer*innen und Nutznießer*innen einer gesellschaftlichen Trennung gehören allerdings ganz klar benannt und kritisiert.
Wir werden diese Pandemie nur gemeinsam bewältigen, sie ist für uns alle schwierig genug, wir müssen und dürfen uns die Zeit nicht noch zusätzlich erschweren. Die Leidtragenden sind wir alle, in eine Gesellschaft die den Zusammenhalt sowieso dringendst benötigt.
Ja das ist schwer, aber machbar und Zusammenhalt ist alternativlos.