Seitdem Landeshauptmann Stellvertreter Tschürtz in einer Landtagssitzung meine Kleidung kritisiert hat, ist das Thema immer wieder in den Medien und der Öffentlichkeit. Zuletzt auch im Sommergespräch mit Regina Petrik – Burgenland-heute/Sommergespräch (ca. ab Minute 5:20)
Konkret sagte Tschürtz während der Landtagssitzung in Richtung Regina Petrik: “……. ich glaube auch, dass es nicht in Ordnung ist, wenn Ihr Kollege bei der konstituierenden Sitzung mit einer neuartigen Straßenbekleidung die konstituierende Sitzung besucht, alle anderen haben Anstand, haben wirklich vor dem Hohen Haus, genießen Wertschätzung, und Ihr Kollege kommt irgendwie daher mit einem „Hemderl“ und mit einem „ Hoserl“ ohne Gürtel, ohne allen möglichen, also ich würde Sie schon bitten, auch ein bisschen dem Hohen Haus mehr Wertschätzung zu geben, auch wenn Sie bei der Grünen Partei sind, das meine ich wirklich ernst.“ (Textzitat aus dem Wortprotokoll der 2. Sitzung am 15. Juli 2015)
Tatsache ist: ich war mit einem weißen Hemd und einer anständigen Hose (ohne Gürtel) bekleidet, das Sakko hatte ich aufgrund der sehr sommerlichen Temperaturen im Büro gelassen. Ein Sakko trage ich grundsätzlich nicht immer.
Alle, die mich kennen wissen, dass ich in der Öffentlichkeit immer „anständig“ gekleidet bin, so auch bei den Landtagssitzungen. Ich trage allerdings absichtlich nie Krawatte und Anzug, weil ich mit dem Großteil der Anzugtragenden nichts gemeinsam habe. Anzug und Krawatte symbolisieren für mich eine Art von Wirtschaft und Politik, mit der ich nicht einverstanden bin. Dieser männliche Kleidungsstil steht für einen bestimmten Status, für ein „wir da oben“ mit dem ich nichts zu tun haben möchte. Klar gilt dies nicht für alle, und nicht zu jedem Anlass, aber grundsätzlich.
Wenn LH Stv. Tschürtz glaubt Anzug und Krawatte machen ihn zu einem besseren Politiker, so muss ich ihn enttäuschen. Im Gegenteil, gerade er hat den Schritt vom Oppositionschef einer Partei, zum staatstragenden Politiker nicht geschafft – da helfen weder Gürtel noch Krawatte.
Über die Kritik von ihm, von der Regierungsbank aus, habe ich mich doch sehr gewundert, als ob er nichts Wichtigeres zu sagen hätte. Tschürtz Äußerung ist wohl eher Beweis für die inhaltsleere Politik der FPÖ, die außer Ausländerhetze und unnötiger Bekleidungskritik nichts zu bieten hat.
Im Übrigen steht sein Freund und Parteichef Strache doch auch regelmäßig krawattenlos im Nationalrat.
Ich bekenne mich zu einer angemessenen Kleidung während der Landtagssitzungen, aber die besteht sicher nicht nur aus Gürtel, Krawatte und Anzug. Grundsätzlich brauchen wir heute PolitikerInnen mit ethisch-moralischen Grundsätzen, die Politik über die fünf Jahre Wahlperiode hinaus machen und menschenwürdig und zukunftsfähig handeln. Daran mangelt es eigentlich, und nicht an Hemden und Gürteln.